Peter Stahl durchfährt mit einer Gruppe von Motorrad-Betern Westkambodscha und lernt geistliche Lektionen über Mission. Er berichtet: Satan ist real, aber Jesus ist stärker.
Seit 2016 gibt es die Prayer Circle Cambodia (Gebetskreis Kambodscha). Eine Gruppe von Missionaren, die schon lange im Land sind, hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle paar Monate für eine Woche unterwegs zu sein und dabei auf verschiedenen Routen die Grenzen Kambodschas abzufahren und Kambodscha so im Gebet einzukreisen. Regelmäßig werden so alle Provinzen durchfahren und durchbetet. Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit, an dem Prayer Circle East im Osten des Landes teilzunehmen. An fünf Tagen sind wir 1500 km durch zehn Provinzen gefahren
2018 startete erneut ein Prayer Circle, diesmal aber im Südwesten. Dabei konnte ich die Gruppe hier in meinem Bezirk Srae Ambel herumführen, deren Gemeindegeschichte erklären, mit ihnen für verschiedene Orte beten und Menschen besuchen. Teil des Dienstes ist es nämlich auch, Christen, die abseits leben und arbeiten, zu besuchen, zu ermutigen und für sie zu beten. Die Straßen in Kambodscha sind zu schlecht, als dass sich solch ein Trip mit dem Auto bewältigen ließe. Kambodschas Straßen sind des Autofahrers Leid, aber des Enduro-Fahrers (Geländemotorrad) Freud. Und so sind die Prayer Warrior (deutsch: Gebetskämpfer), wie sie sich manchmal nennen, mittlerweile eine Gruppe von eingefleischten und gut ausgerüsteten Enduro-Fahrern.
Dieses Jahr habe ich bei den Begegnungen mit Menschen
einige wertvolle Lektionen gelernt:
Lektion Nummer 1:
Satan hat Angst davor, wenn wir beten.
Er will nicht, dass wir an diesem Wochenende für die Dörfer beten und Menschen begegnen, sie segnen und für sie beten. Und – wie wir bei zwei zum Glück glimpflich abgelaufenen Unfällen mit einer Kuh und einem Baum erlebten – erlaubte Gott ähnlich wie bei Hiob, unsere Gesundheit anzutasten, aber nicht unser Leben. Ich bin noch immer sprachlos, wenn ich mir die Bilder von meinem verbogenen Lenker anschaue. Mit der Vordergabel krachte ich gegen einen Baum, wurde nach vorne geschleudert und stieß mit der Hüfte gegen den Stahllenker, so dass er sich verbog. Unglaublich, dass es zwar etwas weh getan hat, aber ich noch nicht einmal einen blauen Fleck davongetragen habe. Danke, Gott, für deinen Engel!
Wir besuchen Menschen in Dörfern, in die wir im Laufe der Jahre investiert haben. Ein Highlight unterwegs ist der Besuch bei Bu Rüen. Ein einfacher Mann mit einem festen Glauben. Wir fragen ihn, warum er glaubt. Er sagt, dass er lange Jahre krank war und Schmerzen hatte. Irgendwie hat er zugehört, als jemand anderem das gute Evangelium der Gnade Gottes erklärt wurde. Er hörte interessiert zu, ließ für sich beten und wurde von seinen Schmerzen befreit. Unter seinem typisch kambodschanischen Stelzenhaus findet nun jeden Samstag ein Gottesdienst statt, zu dem ein Pastor aus Srae Ambel ankommt.
Srae Ambel bedeutet Salzfeld. Jetzt könnte man schön sagen: Wir wollen Salz und Licht in diesem Erntefeld sein. Einer der Prayer Warrior hat dazu eine etwas andere Sichtweise, und die spiegelt unseren Eindruck viel stärker wieder: In einem Salzfeld kann keine Frucht wachsen. Was also tun? Klar kann man versuchen, die Salzfelder zu bebauen. Nur viel Sinn macht das nicht, so lange Gott das Feld nicht vorbereitet und entsalzt.
Lektion Nummer 2:
Wenn sich etwas in Srae Ambel ändern soll, dann kann das nur durch das Gebet funktionieren, dass Gott Srae Ambel „entsalzt“.
Wir kommen nach Chumbok, ein Dorf am Ende einer 25 km langen Sackgasse. Es gibt keine Gemeinden in der ganzen Gegend, und wir wissen auch nicht von Gläubigen. In dem Dorf gibt es einen Mann, welcher mit seiner Tochter seit fünf Jahren von Dämonen geplagt wird. Er hat schon viel Geld für Zauberdoktoren ausgegeben, welche im wahrsten Sinne des Wortes mit Hilfe des Teufels die Teufel austreiben wollten. Nach vielen erfolglosen Versuchen trieben die
Dämonen weiterhin in seinem Körper ihr Unwesen. Irgendwann sagte ihm ein junger Mann, der auch in Chumbok wohnt, aber aus einem anderen Dorf kommt, dass sein Onkel an Jesus glaubt und der ihm ja vielleicht helfen könnte. Der Onkel ist Bu Rüen, der einfache Mann mit dem festen Glauben, den wir tags zuvor in seinem Dorf besuchten. Bu Rüen besuchte ihn zusammen mit dem Pastor aus Srae Ambel, betete für ihn, sie zerstörten alle okkulten Gegenstände und Heilsbringer in seinem Haus und seitdem ist der Mann frei. Nun liest er mit Freude in der Bibel, betet und nimmt die weite Strecke zu den Gottesdiensten in Srae Ambel auf sich. Seine 18-jährige Tochter wird ebenfalls seit fünf Jahren von Dämonen geplagt. Fast täglich hat sie eine Art epileptische Anfälle. Diese können natürlich eine medizinisch-physiologische Ursache haben. Bedeutsam ist allerdings, dass die Tyrannisierung durch Dämonen nachts, wenn sie wach liegt, zeitgleich mit denen ihres Vaters angefangen hat. Offensichtlich wurde ein Fluch auf die Familie gelegt, wie das hier auf dem Land häufig passiert. Dass der Mann nun frei ist, ist ein starkes Zeugnis im Dorf. Wohl jeder im Dorf weiß nun, dass es der Gott der Christen war, der den Mann befreit hat. Als ich mich beim ersten Besuch nach dem Haus des Mannes erkundigte, war allen sofort klar, dass ich Christ sein muss und aus Srae Ambel komme.
Lektion Nummer 3:
Wer meint die Christen seien Kulturzerstörer, den nehme ich mit zu diesem Mann und wir fragen ihn, ob er nicht lieber Animist geblieben wäre.
Bei unserem letzten Prayercircle East im Januar kamen wir in ein weit abgelegenes Dorf wo es eine kleine Gemeinde gibt. Während wir mit den Leuten im Gespräch waren, gesellte sich ein unscheinbarer Mann dazu. Er war es, der beim letzten Prayercircle East – noch von mehreren Dämonen besessen – nackt an die Pfosten seines Stelzenhauses gekettet war, weil niemand ihn bändigen konnte. Schon damals haben meine Freunde für den Mann gebetet. Letztlich wichen die Dämonen später bei einem der vielen Gebete des Pastors und den Ältesten über dem Mann. Solche und ähnliche Begegnungen wie die mit der Familie in Chumbok machen deutlich, dass Satan immer noch denkt, er hätte noch nicht verloren. Was für den aufgeklärten Westen wie Fabeln klingt, ist hier normale Realität.
Lektion Nummer 4:
Satan ist real, aber wir brauchen keine Angst vor ihm zu haben. Er ist besiegt und der Sieger – Gott – ist auf unserer Seite, wenn wir an ihn glauben.
Nach einer knappen Woche endet die Gebetstour wieder zurück in Srae Ambel. Dass es mein Geburtstag ist, geht schon fast unter. Auf Facebook stellt mir jemand die Frage: „Hast du auch ein wenig gefeiert?“ Und wie ich es gefeiert habe mit diesen Betern unterwegs zu sein! Was könnte ein schöneres Geschenk sein als mit Freunden unterwegs zu sein und Abenteuer und Gott zu erleben?
Anne und Peter Stahl sind Missionare in Srae Ambel, Kambodscha
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Februar-April 2019) erschienen.