An Gottes Ruf erinnert

An Gottes Ruf erinnert

Die Gemeinde in Hamburg wächst, Hans Andereya ist einer der leitenden Pastoren, seine Frau Claudia Bereichsleiterin einer sozialdiakonischen Beratungsstelle, deren Dienste gut angenommen werden. Doch die Berufung ist eine andere: Teneriffa.

Claudia und Hans sitzen auf ihrem Balkon in Hamburg. Sie fühlen sich wohl, lieben die Stadt und das, was sie tun. Trotzdem stellt Hans seiner Frau die Frage: „Claudia, weißt du noch, wir wollten eigentlich raus. Was hältst du davon, wenn wir hier einen Schnitt setzen und nach Spanien in die Mission gehen?“ Claudia weint.

Claudia ist in Spanien als Missionarstochter aufgewachsen – das hört man an ihrem spanischen Akzent. Mit diesem erzählt sie vom Vater, der Deutscher ist, und der Mutter, die aus Argentinien stammt. Als sie mit 14 Jahren nach Deutschland zogen, fühlte es sich zunächst an wie ein Abenteuer. Doch dann bekam sie mehr und mehr die Herausforderungen des Umzugs zu spüren. Aus eigener Entscheidung hatten weder sie noch ihre Schwestern vom Vater Deutsch gelernt und so war es schwer anzukommen. „Ich habe monatelang nachts gebetet, dass alles nur ein Albtraum sein soll.“

Wenig anders ging es Hans. Hans Andereya ist deutschstämmiger Chilene. Sein Urgroßvater war nach dem ersten Weltkrieg dort hingezogen. Erst sein Vater trat aus der kleinen deutschen Welt in Chile heraus, heiratete eine Chilenin und sprach mit seinen Kindern zuhause spanisch. Als Hans acht Jahre alt war, zog die Familie nach Hannover, um die deutschen Wurzeln fünf Jahre lang kennenzulernen. „Und aus den geplanten fünf Jahren sind 35 geworden.“

Er wollte bereits mit sechs Jahren Pastor werden und begann daher nach dem Abitur, Theologie zu studieren. Hier traf er auf Claudia. Sie waren die Jüngsten am Seminar, heirateten mit 20 und 22 Jahren ebenso jung, mit dem Ziel, einmal in die Mission zu gehen. Doch das Ziel verloren sie aus den Augen.

Nach dem Studium wurde Hans zunächst Pastor einer spanischsprachigen Gemeinde in Erlangen bei Nürnberg, in der auch Claudia mitarbeitete. Im Laufe der Jahre bildete sie sich für die Bereiche Körper (Ernährungsberatung), Seele (Psychologie) und Geist (Theologie) weiter. Sie lernt und liest gerne, immer mit Marker, Block und Stift in den Händen.

Die Zeit in Nürnberg endete, als Claudia elf Monate an so schlimmen Kopfschmerzen litt, dass sie starke Medikamente nehmen musste. Die beiden konnten nur drei bis vier Minuten am Tag nutzen, um zu reden, in denen Claudia vor der Einnahme der Medikamente noch wirklich anwesend war. In dieser Zeit erlebten sie Gott besonders intensiv, jeder für sich.

Als Missionare der Neukirchener Mission wurden sie in die Arbeit unter Spanischsprachigen in Hamburg berufen. Die Kopfschmerzen endeten und ein neuer Lebensabschnitt begann. Hans wurde Pastor des spanischen Zweiges der FeG Hamburg Holstenwall (heute Haven). Claudia übernahm die Seelsorgearbeit der Gemeinde.

Wenn man mit ihnen spricht, wirken sie wie ein eingespieltes Team. Man spürt und hört gegenseitige Wertschätzung für das, was der andere tut, und sie machen einen fröhlichen Eindruck. Gott segnete ihre Ehe und ihren Dienst. Die Gemeinde wuchs stark an. Zunehmend begannen Freunde und Familie in der Gemeinde mitzuarbeiten, sodass das gute Miteinander sich nicht anfühlte wie Arbeit. Es war keine Vollzeitarbeit mehr, sondern eine „Voll-Leben“-Arbeit, wie Hans es nennt. Wenn er heute zurückschaut, kann er nicht sagen, was seine Hobbys sind, denn er war immer am Arbeiten. Das wird er nun in seinem neuen Dienst herausfinden – auf Teneriffa.

Eines Tages begannen Kopfschmerzen Hans zu quälen. Darauf folgten fünf Monate Krankschreibung und der Abend auf dem Balkon: „Weißt du noch, wir wollten eigentlich raus.“

Claudia und Hans hatten mit ihren Kindern in den letzten 15 Jahren immer wieder Urlaub im Süden Teneriffas gemacht. Es war immer ein Plan B gewesen, dort zu bleiben und Missionare zu werden. Doch „Mission war ganz weit weggerückt“, erklärt Hans. „Ich habe nicht mehr das getan, wozu ich berufen war. Ich war nicht mehr bei den Menschen, um mit ihnen das Evangelium zu teilen und ihnen Jesus näherzubringen. Ich war Manager oder Kapitän eines riesigen Schiffes.“ Als Gott ihm das bewusst machte, kontaktierte er im Oktober 2021 die Allianz-Mission. Ein Jahr später stiegen Claudia und Hans nun mit ihren zwei Töchtern in den Flieger nach Teneriffa.

Auf der Insel kommen sie schnell ins Gespräch mit den Menschen – darum soll es zu Beginn gehen. Kontakte knüpfen. Jüngerschaft leben, statt nur zu lehren. Claudia setzt vor Ort ihr Coaching-Programm fort. Hans baut Möbel und entdeckt dabei vielleicht ein neues Hobby. Sie fangen wieder klein an, bei wenigen Menschen, aber in Tiefe und in ihrer Berufung.

Claudia und Hans Andereya

  • Hobbys: Möbelbauen
  • Das genießen wir: Zu wissen, dass wir am richtigen Platz sind, und zu sehen, wie Gott uns trotz unserer Schwächen gebraucht.
  • Unser letztes Buch: Tiefe Veränderung – Wenn das Evangelium die Herzenswünsche ändert
  • Unser letzter Film: Thor – Love and Thunder
  • Job bei der Allianz-Mission: Missionare auf Teneriffa
  • Einen heißen Tag: … finden wir schön. Vor allem am Strand mit einem Café frappé
  • Bibelvers, der für uns viel Bedeutung hat: Römer 8,37–39
  • Jesus für uns: Alles! Ständiger Begleiter, Herr, Erlöser, Freund, Trost und Kraft!
  • Wir können nachts nicht schlafen, wenn: … wir wieder mal spät am Abend zu viel Kaffee getrunken haben!

Das Portrait schrieb Evelyn Clement, Mitarbeiterin im Bereich Communication & Media

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2022 – Januar 2023) erschienen.