Krista und Walter Feckinghaus waren 41 Jahre Missionare in Brasilien. Mit dem Herzen noch immer dort, sind sie nun seit sechs Jahren zurück in Deutschland und im Ruhestand. Walter schaut dankbar auf die Zeit voller Höhen und Tiefen zurück.
„Du mit deinem Gottvertrauen“, sagen sie, ungläubig, dass Gott hier durch Gebet tatsächlich eine Lösung schaffen könnte. Aber Walter Feckinghaus kennt seinen Gott. Nach all den Jahren in der Mission hat er so viel mit ihm erlebt …
Walter wurde 1952 in eine christlich geprägte Familie geboren und wuchs mit neun Geschwistern auf. Seine Eltern, so sagt er, legten die Grundlage für seinen späteren Dienst. Mit zwölf Jahren entschied Walter sich bei einer Kinderwoche mit Missionarin Else Diehl für ein Leben mit Jesus. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Elektriker. Er erinnert sich, dass ihn die Thematik bereits als Kind faszinierte, wenn mal wieder der Strom ausgefallen war. Später blieb er jedoch nicht bei diesem Beruf, denn die vielen Formeln waren nicht sein Ding. So versprach er Gott, wenn dieser ihn die Abschlussprüfungen bestehen ließ, sich für ein paar Monate in der Zeltmission einzubringen.
Er bestand und besuchte nach seinem Einsatz als Zeltdiakon verschiedene Kurse für Jugendmitarbeit. Dabei wurde ihm immer klarer, dass Gott ihn in die Mission berief. Wohin? Walter meint: „Ich wusste, es soll nach Brasilien gehen.“ Er machte also ab 1971 eine theologische Ausbildung in Ewersbach und Wiedenest. Seitdem, 49 Jahre schon, ist er mit der Allianz-Mission unterwegs.
Während der Ausbildung lernte Walter seine Frau Krista kennen. „Ohne meine Frau wäre ich nicht weitergekommen“, sagt er rückblickend. „Krista ist für mich der Ausgleich gewesen. Sie hat mir immer den Rücken freigehalten.“
Im Februar 1976 reisten sie gemeinsam aus, einen ganzen Monat mit dem Schiff unterwegs nach Brasilien. In Brasilien wuchs die Familie, ihnen wurden drei Söhne geboren. Im Land lernten sie Portugiesisch. Krista investierte sichvor allem in Kinder und Frauen, dazu auch in Sozialarbeit vor Ort.
Walter war neben der Gemeindeaufbau- und Sozialarbeit auch die Literaturarbeit wichtig. Bevor er nach Brasilien ging, hatte er von Deutschland aus Bibel-Transporte organisiert. Sie brachten jeweils 800 bis 1000 Bibeln pro Fahrt nach Russland, Rumänien und andere Länder. Walter ist wichtig, dass gute Literatur zu den Menschen kommt. So entwickelte und publizierte er in Brasilien im von ihm mitgegründeten Missionsverlag Esperança (gemeinsam mit der dortigen Bibelgesellschaft) die Bibel „A Biblia do Pregador”, die er auch in Deutschland als Elberfelder Praxisbibel mit Predigtentwürfen und Hilfestellungen veröffentlichte. Diese wurde in einige weitere Sprachen übersetzt.
Neben der Verlagsarbeit war Walter an fünf verschiedenen Gemeindegründungsarbeiten beteiligt. 1982 bekam er über neun Jahre täglich zehn Minuten Sendezeit im Radio von Campo Mourão. Es gab Rückmeldungen wie: „Ich höreihr Programm jeden Tag. Ich stelle immer ein Glas Wasser auf mein Radio, das trinke ich hinterher und dann bin ich gesegnet.“ Walter lacht. Das war nicht sein Ziel mit den Radiosendungen. Doch durch sie kamen immer mal wiederMenschen aus der weiteren Umgebung von Campo Mourão zu den Gottesdiensten.
Neustart nach der Krise
1983 der Schock: Sie verloren ihren einjährigen Sohn Silvano an einer Hirnhautentzündung. „Wir haben in manchen Dingen Gott erlebt – auf besondere Weise. Manchmal hatten wir auch tiefe Täler.“ Sie hatten gebetet und gerungenund er starb in ihren Armen. „Für andere haben wir gebetet und Gott hat sie gesund gemacht – von jetzt auf gleich oder später. Da sind Türen geöffnet worden, Menschen zum Glauben gekommen …“
Walter und Krista waren enttäuscht und hart getroffen von Silvanos Tod. Sie entschlossen sich, an anderer Stelle neu anzufangen. Die Gottesdienste vor Ort wurden auch nur noch von fünf bis acht Menschen besucht. Als dann jedoch Missionsleiter Heinz Müller zu Besuch kam, ermutigte er sie, noch zu bleiben. Sie machten aus, noch ein Jahr zu warten und zu schauen, ob sich die Gemeindesituation vor Ort bessert. Tatsächlich tauften sie in diesem Jahr noch 18 Menschen und nahmen über 30 in die Gemeinde auf. Die Besucherzahlen wuchsen schlagartig an. Auf die Frage, wie das kam, antwortet Walter nur: „Musst du Gott fragen.“
Walter hat bei anderen Heilungen erlebt, Beistand, Wunder und übernatürliche Bewahrung auf Fahrten. So auch auf der Rückfahrt spät am Abend nach einer Sitzung im Vorstand des Evangeliums-Rundfunk RTM in Sao Paulo. Die Straßen waren in den Bergen nicht ausgebaut und eng. Seine Frau und seine Kinder warteten zuhause. Plötzlich kam ihm ein LKW entgegen, der gerade in der Kurve von einem anderen überholt wurde. Er sah die Lichter auf sich zukommen und dachte: „Jetzt ist es vorbei. Ich mache die Augen zu, warte auf den Knall … es kommt nichts. Ich mache die Augen wieder auf und sehe die beiden Lastwagen nebeneinander, die Rücklichter im Spiegel.“ Walter schüttelt den Kopf. „Das kannst du nicht erklären.“
Als er kurz nach 1 Uhr zuhause ankommt, ist das Haus hell erleuchtet. Krista kommt raus, ganz blass: „Du bist es!“ „Sollte ich nicht kommen?“, fragt Walter sie. „Ich habe gedacht, du kommst heute nicht mehr. Ich habe darauf gewartet, dass die Polizei kommt. Vor 45 Minuten hatte ich den Eindruck, dass du gestorben bist.“
Wenn Walter auf all die entstandenen Projekte, wie Levante und Marinaha, das Gartenprojekt in Campo Mourão, selbstständig gewordene Gemeinden und auf den Verlag-Esperança, zurückschaut, ist er „dankbar für das, was geworden ist. Kleine Dinge werden groß, wenn Gott in ihnen ist. “
Zurück in Deutschland
Krista und er wollten eigentlich ihren Ruhestand in Brasilien verbringen. Doch das deutsche Gesundheitssystem macht es unmöglich. 2017 müssen Krista und Walter Brasilien und einen erwachsenen Sohn mit Familie zurücklassen.
Walter war jemand in Brasilien. In Deutschland war er dann gefühlt plötzlich niemand mehr. Er dachte: „Was soll ich hier? Ich habe nichts mehr zu tun. Nimm mich weg, Herr.“ Die Kultur ist ungewohnt. Anders als damals, als sie Deutschland verlassen hatten. Doch inzwischen hat Walter eine neue Mission gefunden:
Bei der Allianz-Mission bringen sich Walter und Krista im Bereich „Mission in Return” ein. Zudem arbeitet Walter bei der Euskirchener Tafel, wo er im Sommer den Vorsitz übernommen hat. Über 1100 Menschen werden regelmäßig mit Lebensmitteln versorgt. Hier kann Walter nicht so offen von seinem Glauben sprechen – es bloß in Einzelgesprächen einbringen. Es ist „eine andere Art von Mission.“ Deutschland ist nicht mehr Heimat, aber er und seine Frau wissen: „Wir haben hier keine bleibende Stadt“ (nach Hebräer 13,14) – ihre eigentliche Heimat wartet bei Gott.
Walter Feckinghaus
Hier wohne ich: Euskirchen
So alt bin ich: 71 Jahre
Meine Hobbys: Lesen, Singen, Spazierengehen und Fahrradfahren. Ich genieße ab und zu einen chilenischen Rotwein und klassische Musik.
Mein letztes Buch: Ort ohne Wiederkehr (Wie ich als Uigurin Chinas Lager überlebte)
Mein Job bei der Allianz-Mission: Mission in Return, vorher 30 Jahre Landesleiter in Brasilien
Bei der Allianz-Mission seit: 1974
Ich liebe an der Allianz-Mission: das gute partnerschaftliche Miteinander
Ein Lebenstraum von mir: Jesus ähnlicher werden
Manchmal kann ich nicht schlafen, wenn … die Not in der Welt meine Gedanken erfasst.
Jesus und ich: möchte immer ganz in seiner Nähe bleiben
Das Portrait schrieb Evelyn Clement, Mitarbeiterin im Bereich Communication & Media
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Februar – April 2023) erschienen.