Vom Spielplatz oder Strand in die bisher nur in Köpfen und Herzen entstehende Gemeinde – das ist Teil der Mission von Alexandra und Raphael Stein zusammen mit Natanael Barrios Rivero. Raphael Stein berichtet vom ersten Jahr Gemeindegründung in Las Palmas de Gran Canaria.
„Was hat euch nach Las Palmas gebracht?”, fragt mich ein befreundeter kanarischer Papa aus der bilingualen Schule unserer Kinder. Ich nenne ihn hier Manuel. Ich hatte mit ihm und ein paar weiteren Vätern bei einem Schulfest Musik gemacht und seitdem treffen wir uns hin und wieder auf diversen Spielplätzen. Die Kinder spielen und wir unterhalten uns.
„Was hat euch nach Las Palmas gebracht?” Mit dieser und ähnlichen Fragen beginnen bei uns häufig Gespräche über den Glauben. Denn Alexandra und ich sind letztes Jahr im März mit unseren drei kleinen Jungs in den Flieger gestiegen und haben uns dann hier durch allerlei Herausforderungen des Auswanderns gekämpft. Unser Ziel: Gemeinsam mit unserem kanarischen AM-Kollegen Natanael wollen wir eine junge Gemeinde gründen. Wir träumen von etwas, was es noch nicht gibt. Wir beten dafür und arbeiten daran, dass es Realität wird: eine offene und fröhliche Gemeinschaft, in der Menschen über Glauben und Leben ins Gespräch kommen, in der sie gemeinsam Gott suchen, ihn erleben und entdecken, was es heute heißt, Jesus nachzufolgen.
Gespräche mit Tiefgang
Es fällt mir gar nicht so leicht, meinen befreundeten Schul-Papas, Surf-Kumpels oder Sprachschul-Mitschülerinnen zu erklären, was wir hier vorhaben. Noch dazu auf Spanisch (manchmal helfen Englisch oder Deutsch). Daher hat auch
unser Sprachstudium nach wie vor eine hohe Priorität. Häufig ergeben sich jetzt schon Gespräche mit Tiefgang. Manuel erzählt mir von seinem katholischen Aufwachsen und ebenfalls davon, wie irrelevant Glauben und Kirche für ihn geworden sind. So geht es vielen. Und doch hören sie offen, interessiert und natürlich auch ein bisschen verwundert zu, wenn ich von meinem Glauben und unserer Idee von Gemeinde erzähle. Manche sind auf der Suche. Sie wollen mehr wissen. Eine befreundete deutsche Mama hat angefangen die Bibel zu lesen. So sind wir ganz natürlich zu Gesprächs- und Diskussionspartnern geworden. Wir knüpfen und vertiefen Beziehungen, sind mit Menschen unterwegs. Dieses Jahr wollen wir ein Starterteam gründen. Das ist ein Hauskreis mit der Vision, zu einer Gemeinde heranzuwachsen. Vielleicht bietet sich auch ein Glaubenskurs an. Wir sind gespannt, was kommt, auf welchen Wegen Jesus uns leitet und wen er zu uns führt.
Manuel muss weiter und die Kinder verabschieden sich. Vom Thema Glauben waren wir darauf gekommen, dass wir beide eine Liebe zum Freiheitsgefühl in der Natur haben. Er lädt mich ein, gemeinsam mit den Kids in den Bergen campen zu gehen oder zu mountainbiken. Ich freue mich und sage „hasta luego” – bis bald.
Als er weg ist, schaue ich vom Spielplatz aufs Meer hinaus. „Was hat euch nach Las Palmas gebracht?” Manchmal ist die Antwort ganz einfach: Menschen wie diese! Wir lieben Menschen. Es ist ein großes Privileg, mit Menschen unterwegs zu sein. Im Bilde gesprochen gesellt sich Jesus manchmal zu uns. Er spricht uns und unsere Freunde an und wir erkennen Gott selbst, der uns begegnet. Ich freue mich schon darauf, dass Gott seine Gemeinde baut. Hier in Las Palmas und überall auf der Welt.
Alexandra und Raphael Stein sind Missionare in Las Palmas, Gran Canaria
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2023) erschienen.