Wenn drei Länder miteinander im Krieg liegen, wie können sich die Christen aus diesen Ländern begegnen? Welche Art von Versöhnung aus solch einer Begegnung zwischen russischen, belarussischen und ukrainischen Leitern erwachsen ist, berichtet Albert Giesbrecht.
Seit Beginn der Corona-Pandemie schalten sich russisch-sprachige Mitarbeitende und Partner der Allianz-Mission regelmäßig zu Online-Konferenzen zusammen. Russland, Belarus, Frankreich und Deutschland – live verbunden.
Nach dem Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine wuchsen online Konflikte auch zwischen christlichen Leitenden aus den am Krieg beteiligten Ländern. So kam es zu der Idee, auch die ukrainischen Partner zu unseren Online-Konferenzen hinzuzunehmen. Da war Spannung dabei: drei Länder, die im Krieg liegen. Die von ihren Medien so unterschiedliche Blicke auf diesen Krieg präsentiert bekommen. Gelingt das?
Unser Wunsch war es, auf dieser Ebene als christliche Leiter miteinander ins Gespräch zu kommen. Und so kamen zuerst ein Leiter aus dem ukrainischen Czernowitz, dann zwei weitere aus Dnipro und Kramatorsk hinzu.
Unser Thema ist Leiterschaft und der Austausch über christliche Mission. Es geht nicht um Politik. Und doch tauchen da Fragen auf wie die eines russischen Pastors: „Stimmt es, dass in der Ukraine jetzt nur noch Ukrainisch und kein Russisch mehr gesprochen werden darf? Stimmt es, was wir in den russischen Medien hören?“ Diese Sorgen konnten entkräftet werden.
Und die russischen Mitarbeitenden bekommen mit, wie ukrainische Gemeinden auf den Krieg reagieren, Menschen helfen und zum Glauben führen. Davon wussten sie zuvor nichts. Die ukrainischen Pastoren hören davon, wie eine Gemeinde in Belarus ukrainische Flüchtlinge unterstützt, ausgerüstet, aufgenommen und weitergeleitet hat und eine russische Gemeinde für die Ukraine betet.
Es entsteht eine Atmosphäre, in der miteinander gesprochen werden kann. Wo gebetet werden kann. Wo Ukrainer für Russen und Belarussen beten und umgekehrt.
Hier in Deutschland, im hessischen Ewersbach, ist ein regelmäßiger Gottesdienst mit rund 100 Geflüchteten aus der Ukraine entstanden. Und durch die guten Erfahrungen bei den Online-Konferenzen konnte ein belarussischer Pastor im ukrainischen Gottesdienst einer deutschen Gemeinde predigen.
Was aus diesen kleinen Schritten der Versöhnung wachsen kann? Pastor Yurii aus Kramatorsk glaubt an Buße und Erweckung – wenn der Krieg vorbei ist. Sein Gebet: dass dann viele Ukrainerinnen und Ukrainer als Missionare nach Russland gehen und von dem Jesus predigen, der die Welt mit sich versöhnt hat.
Albert Giesbrecht ist Bereichsleiter Osteuropa
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Februar – April 2024) erschienen.