Hinsehen für Kinder und Jugendliche

Hinsehen für Kinder und Jugendliche

Kinderschutz, Kindeswohlgefährdung, Kindesmissbrauch – diese Schlagworte begegnen uns zurzeit überall. Die Medien berichten darüber, was in den Kirchen jahrelang geschehen ist und vertuscht wurde. Sie machen darauf aufmerksam, was heutzutage alles im Netz passieren kann. Beate Reins, Leiterin des Bereichs Kinder&Mission bei der Allianz-Mission (AM), zeigt die Reaktion und Motivation der AM auf, Kindern Schutzraum zu bieten.

Als internationale Organisation befinden wir uns mitten in diesen gesellschaftlichen Nöten und es ist real, dass auch bei uns Missbrauch vorkommen kann.

Zur AM gehören auch rund 90 Kinder und Jugendliche, die weltweit mit ihren Eltern unterwegs sind. Ebenso arbeiten wir in vielen Ländern mit Kindern. Auch sie gehören zu denjenigen, die gefährdet sein können. Für sie wollen wir uns einsetzen. Denn die Statistiken belegen, dass die meisten Missbrauchsfälle im nahen sozialen Umfeld – auch in der Kernfamilie – und in Institutionen geschehen: also dort, wo sich die Kinder eigentlich geschützt fühlen sollten. Nähe und Vertrauensverhältnisse werden oft ausgenutzt.

Wie reagieren wir als AM darauf? Was motiviert uns, dieser gesellschaftlichen Not entgegenzuwirken?

Für mich steht als wichtigste Motivation das Herzensanliegen Gottes im Vordergrund: Er möchte das Reich Gottes schon hier auf Erden bauen: einen Raum, der mit Shalom erfüllt ist, in dem es seinen geliebten Geschöpfen gut geht und sie vertrauen können. Dass Kinder einen besonderen Platz in seinem Reich einnehmen, zeigt uns Jesus selbst sehr deutlich. Er setzt sich besonders für die Kleinen und Schutzlosen ein.

Wir als Mitarbeitende der AM wollen uns dafür einsetzen, dass Gottes Reich sichtbar wird. Wir möchten für Kinder Anwälte und Beschützer sein und für ihr Wohlergehen sorgen. Wir wollen, dass unsere Wirkräume fürsorglich und sicher sind. Das ist Teil unserer Kultur und Verantwortung.

Daher hat die AM schon vor einigen Jahren all ihre Mitarbeitenden aufgefordert, einen Verhaltenskodex für den allgemeinen Umgang mit Kindern und Jugendlichen zu unterschreiben. Wir realisierten, dass allein so eine Unterschrift nicht ausreichend ist und haben seit 2022 das auf die AM zugeschnittene Konzept „HINSEHEN – Schutzraum für Kinder und Jugendliche“ entwickelt. Damit wollen wir hinsehen und einen größtmöglichen Schutz für Kinder und Jugendliche schaffen.

Dieses Konzept verbindet sowohl den Bereich der Prävention wie auch der Intervention.

Prävention bedeutet für uns:

  • Wir sehen hin – und sprechen bereits im Bewerbungsprozess von Lang- und Kurzzeitmitarbeitenden das Thema Missbrauch an.
  • Wir haben ein Kinderschutzteam, das für die Umsetzung des Schutzkonzepts sorgt, berät und erster Ansprechpartner für Verdachtsfälle ist.
  • Jeder unserer lokalen und weltweiten Mitarbeitenden nimmt an regelmäßigen Schulungen zum Thema Kinder- und Jugendschutz teil. Diese Schulungen sensibilisieren und informieren über allgemeine Fakten von Missbrauch, den Umgang mit Kindern und Jugendlichen und zeigen Hilfen auf, wie man zum schützenden Hinsehenden wird.
  • Alle Mitarbeitenden müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorweisen und den Verhaltenskodex unterschreiben.
  • Ein weiterer wichtiger Schritt wird für uns sein, über diese Konzepte mit unseren Partnern in den Einsatzländern zu sprechen und gemeinsam mit ihnen nach guten Wegen zu suchen, Kindern auch in anderen kulturellen Kontexten sichere Räume zu bieten.

Für den Bereich Intervention haben wir klare Kommunikations- und Handlungsabläufe definiert. Ebenso bauen wir momentan ein Response-Team auf, das speziell dafür geschult wird, in Verdachtsfällen vor Ort prüfend zu agieren und entsprechende Hilfe und Klärung für Verdächtige und Betroffene herbeizuführen. Dafür sind wir mit dem internationalen „Child Safety and Protection Network“ vernetzt, das Organisationen unterstützt und befähigt, sich ganzheitlich und wirksam für das Wohl und den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu engagieren.

Beate Reins war Missionarin in Tansania und leitet den Bereich Kinder und Mission

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2024) erschienen.

Das Schutzkonzept der Allianz-Mission
Mehr zum Child Safety and Protection Network