Als Sprachforscher im Herzen Westafrikas

Als Sprachforscher im Herzen Westafrikas

Zwei unserer Mitarbeitenden arbeiten als Linguisten in Westafrika daran, die 70 Landesprachen zu erforschen, damit Menschen die Bibel in ihrer eigenen Sprache lesen können.

In der Warteschlange vor dem immer noch einzigen Gepäckscanner des Flughafens gehen mir tausend Gedanken zugleich durch den Kopf: vor allem Erinnerungen an unsere 16 Jahre in Mali, die 2012 abrupt endeten. Es ist der 3. Mai 2018. Meine Frau Bärbel und ich landen von der Elfenbeinküste kommend in Bamako, Mali. Im April 2012, eine Woche nach dem Militärputsch und mit Krieg im Norden, verließen wir mit drei Kindern und einigen Kollegen Hals über Kopf das Land Richtung Burkina Faso. Woran können wir hier heute wieder anknüpfen?

Das erste Vertraute ist die Sprache: Mit dem Taxifahrer verhandele ich den Preis zu unserer Unterkunft auf Bambara. Das geht ohne Probleme und macht beiden Seiten Spaß. Die Ankunft bei SIL, der Partnerorganisation, für die wir von der Allianz-Mission aus arbeiten, tut auch gut: freudige Begrüßungen. Ausruhen kommt später, jetzt freuen wir uns über eine erste Arbeitsbesprechung mit unserem Kollegen Josué. Wie wir ist er Linguist und wird von uns betreut. Zusammen werden wir einen Monat an einer Sprache arbeiten, die er schon recht gut kennt, wir aber noch nicht. Was wir beisteuern ist die Forschungsmethodik. Das Ziel ist eine pädagogische Grammatik, die in Zukunft Nichtlinguisten als Einstieg dienen soll, Alphabetisierern und Bibelübersetzern, womöglich auch Lehrern in Schulen.

Grundlagenarbeiten: eine Sprache nach der anderen

Bald geht es für uns zurück nach Abidjan. In der Verwaltung der SIL sind wir dort die einzigen Linguisten und arbeiten den anderen Bereichen zu. Die ganze Arbeit dient dem Ziel, die 70 Landessprachen für 20 Millionen Menschen grundlegend zu erforschen, zu verschriftlichen und zumindest Teile der Bibel in sie zu übersetzen. Dabei konzentrieren wir beide uns allein auf die linguistische Seite, in einer Sprache nach der anderen. Das finden wir ganz prickelnd, staunen oft über immer andere Strukturen, raufen uns die Haare – und oft beten wir: „Herr, dieses Problem ist wie ein nasses Stück Seife in der Hand, es flutscht dauernd weg. Gib uns ein Packende!“ Gott tut es – immer wieder.

Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass auch ihr seid, wo ich bin.

Johannes 14,3

Jeder ernsthafte Moslem sehnt sich nach einer derart sicheren Zusage von Gott – und keiner von ihnen findet sie in seiner Religion. Das ist das Einzigartige der Bibel: Gottes Absicht mit uns Menschen zu entfalten und in immer neuen Worten alles Wesentliche darüber zu erklären, wie ein Mensch mit Gott ganz und gar ins Reine kommt. Diese Art Revolution braucht die Welt.

Und ohne biblische Anleitung findet sie nicht statt. Wenn wir uns das klarmachen, wie könnten wir, die wir die Bibel seit Jahrhunderten zur Verfügung haben, den Rest der Menschheit in der alles entscheidenden Frage der Beziehung zu Gott planlos lassen?

Gott selbst führte uns den Wert dieses Buches plastisch vor Augen, als wir vor einer Woche unseren Freund Mo, einen ehemaligen Moslem, zu Hause besuchten. Er erzählte, wie letzten Sommer ein Wolkenbruch seine bescheidene Wohnung unter Wasser stellte. Alles Papierene wurde zerstört. Nur seine Bibel schwamm auf dem Wasser, und er konnte sie ins Trockene wegfischen. Diesen Fingerzeig hat er gut verstanden. Syrien nach dem Krieg: Unser Beitrag?

Die beiden Mitarbeitenden sind Missionare in Westafrika

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2018) erschienen.