Das Leben festhalten

Das Leben festhalten

Hoffnungsprojekt für jugendliche Kulina-Indigene

Angelika und Andreas Totz haben ein Projekt im brasilianischen Urwald gestartet, in dem jugendlichen Kulina-Indianern Bildung, Fertigkeiten in Handwerk und Landwirtschaft und christliche Werte vermittelt werden sollen, damit sie der Perspektivlosigkeit entkommen.

Mitten im tiefsten Dschungel, im Nordwesten Brasiliens an einem Seitenarm des Amazonas, liegt die Ortschaft Envira. Nur per Flugzeug oder 2.000 km mit einer Fähre über den Amazonas und Nebenfluss Tarauacá ist die entlegene Region zu erreichen. Dort an der Grenze zu Peru leben die Kulina-Indianer. 6.000 gibt es noch von ihnen, verteilt auf Dörfer inmitten des Urwaldes. Doch wer sich ein beschauliches Indianerleben mitten im Dschungel vorstellt, wird bitter enttäuscht.

Auch wenn die Zivilisation mit Verwaltung, Krankenversorgung und schulischer Bildung theoretisch bis zu den Kulina-Indianern vorgedrungen ist, ist den meisten eine Teilnahme am brasilianischen Bildungssystem verwehrt. Gerade die Indianerlehrer, die ihrem eigenen Stamm etwas beibringen könnten, haben oft mit Alkoholmissbrauch zu kämpfen, da sie – im Gegensatz zum Rest des Dorfes über ein geregeltes Einkommen verfügen. So können 97 Prozent der Kulina weder lesen noch schreiben.

Ohne Aussicht auf eine berufliche Perspektive sind viele Jugendliche und bereits auch Kinder in den Dörfern alkoholabhängig. Immer wieder wird über Morde aus den teils entlegenen Dörfern berichtet und häufig nehmen sich junge Kulina-Indianer aus Hoffnungslosigkeit das Leben.

Haufig nehmen sich junge Kulina-Indigene aus Hoffnungslosigkeit das Leben.

Als Antwort auf diese Nöte wurde das Projekt Marinaha gestartet. Marinaha stammt aus der Kulina-Indianersprache und bedeutet „das, was es festzuhalten gilt“. Statt die Kinder der Kulina in ein weit entferntes Internat zu schicken, sollen sie eine Ausbildung und Lebensschule in ihrer gewohnten Umgebung erhalten. In Envira soll dazu eine Wohngemeinschaft von jugendlichen Kulinas mit Missionaren gestartet werden. Schulräume, eine Mehrzweckhalle und eine Plantage bieten die Basis, um den Jugendlichen eine schulische Grundausbildung, handwerkliche Fertigkeiten, Kenntnisse der hiesigen Landwirtschaft und zugleich die biblische Botschaft zu vermitteln. Erdacht und initiiert haben das Angelika und Andreas Totz, seit 2017 Missionare der Allianz-Mission. Zwei Jahrzehnte arbeiten sie schon unter den Kulina-Indianern und haben sich den Respekt und die Anerkennung der örtlichen Verwaltung verdient. Der Bürgermeister von Envira, der das Projekt selbst unterstützt, lieh kostenlos eine Planierraupe für Erdarbeiten auf dem neuen Grundstück aus.

Zusammen mit einheimischen Partnern planen sie in Envira ein Gelände zu bebauen, um dort den Jugendlichen individuell helfen zu können. Nach ein bis zwei Jahren im Projekt sollen diese dazu befähigt sein, ins örtliche Schulsystem zu wechseln oder in ihr Dorf zurückkehren zu können. Nun aber mit neuen Fähigkeiten, um besser überleben zu können.

Projekt Marinaha: wie wir helfen
  • schulische Grundkenntnisse (Lesen, Schreiben und Rechnen)
  • Erste-Hilfe-Grundlagen
  • biblische Grundkenntnisse
  • Kenntnisse in der hiesigen Landwirtschaft
  • verschiedene Grundkurse im handwerklichen Bereich (Schreinerei, Mechanik) und im hauswirtschaftlichen Bereich (Kochen, Nähen)
  • indianische Handfertigkeiten fördern
  • Sportangebote

Der erste Bauabschnitt ist bereits erfolgt, weitere Hütten für die Unterbringung der Jugendlichen und Mitarbeiter sind geplant. Aufwendig muss das Baumaterial aus dem mehrere tausend Kilometer entfernten Manaus per Fähre besorgt werden – was unter dem Strich jedoch viel Geld einspart. Der Zeitplan ist ambitioniert: Bereits im Spätsommer sollen die ersten Indianer aufgenommen werden. Dass der Bedarf groß ist, zeigt sich daran, dass schon mehrere Kulina angefragt haben, als Teilnehmer registriert zu werden. Es fehlen noch 50.000 € zur Fertigstellung der Gebäude sowie 5.000 € für die Finanzierung einheimischer Mitarbeiter, so dass bei den Bauarbeiten immer wieder pausiert werden muss.

Bitte helfen Sie mit, dass die Bauarbeiten in Envira bis zum Spätsommer abgeschlossen werden können. Spenden können Sie mit dem Verwendungszweck „Marinaha“ entweder online über spenden.allianzmission.de oder per Überweisung.

Angelika und Andreas Totz mit Chris und Anderson arbeiten als Missionare in Brasilien im Projekt Marinaha

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai-Juli 2018) erschienen.