Die Gemeinde Jesu in der Ukraine – Zufluchtsort und Hoffnungsträger!

Die Gemeinde Jesu in der Ukraine – Zufluchtsort und Hoffnungsträger!

Albert Giesbrecht war in der Ukraine und berichtet aus dem Leben unserer Partnergemeinden und wie die Menschen zwischen Raketeneinschlägen, Stromausfällen und Evakuierungsplänen den Alltag gestalten. Er gibt einen Einblick, wie die Hilfe aus Deutschland ankommt und wie Gott mitten im Krieg Hoffnungsgeschichten schreibt.

Seit Beginn des Krieges unterstützen wir als Allianz-Mission einige Gemeinden in der Ukraine. Gemeinsam mit Kis Dittmann (Baukoordinator für Baueinsätze) reisten wir nun über die rumänisch-ukrainische Grenze in die Ukraine ein. Zwei Mitarbeiter der „Grace-Gemeinde“ aus der westukrainischen Stadt Chernivtsi holten uns an der Grenze ab. Unterwegs berichteten sie uns von ihrem Einsatz im Cherson-Gebiet. Sie halfen den Menschen die Häuser winterdicht zu machen. Fenster und Türen wurden repariert bzw. eingebaut und Dächer wieder in Ordnung gebracht.

Gemeinden in der Westukraine als Zufluchtsort

Seit dem Kriegsbeginn nahm unsere Partner-Gemeinde in Chernivtsi bis zu 60 zum Teil traumatisierte Kriegsflüchtlinge auf und versorgte sie mit allem Nötigen. Viele wurden weiter zur Grenze gebracht, um im Ausland Zuflucht zu finden. Anderen wurde inzwischen eine Wohnung vermittelt. Die Gemeinde hatte schon vor dem Krieg vielfältig sozialschwache Familien und Kinderheime unterstützt und seit 2014 jedes Jahr Kinder mit Behinderungen aus dem Donbas zur Erholung in ihre Freizeiten geholt. Nun möchte die Gemeinde ein Freizeitzentrum in der Nähe der Stadt kaufen, das ihnen ermöglicht, die Freizeit- und Flüchtlingsarbeit auszubauen. Dabei wollen wir sie unterstützen.

Ostukraine – Ängste, Sorgen und Kriegsmüdigkeit

Gemeinsam mit zwei Mitarbeitern der Gemeinde Chernivtsi besuchten wir die FeGs in Krywyj Rih, Charkiw, Dnipro und Kramatorsk, die teilweise nur 30–40 Kilometer von der Kriegsfront entfernt liegen.

Inzwischen mehr als ein Jahr Krieg und Leid gehen nicht ohne Wirkung an den Menschen vor Ort vorbei. Viele kämpfen mit ihren Ängsten und machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Kriegsmüdigkeit hat sich breit gemacht. Die Stimmung ist teilweise angespannt. Schließlich können jederzeit russische Raketen, Bomben und Drohnen einschlagen. In manchen Regionen der Ostukraine vergehen vom Abschuss der russischen Raketen bis zum Einschlag oftmals nur 30 Sekunden. Die Menschen haben keine Chance, sich in Sicherheit zu bringen, deshalb reagieren sie mittlerweile auch nicht mehr auf die Sirene.

Das Leben der Gemeinden ist stark im Umbruch

Haben die Gemeinden vor dem Krieg Einiges an Programm geboten wie Gottesdienste oder die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, so hat sich das Leben radikal verändert. Aus den meisten Gemeinden ist der Großteil der Mitglieder geflüchtet. Viele Pastoren übernahmen die Verantwortung und halfen bei der Evakuierung. Mit den gebliebenen Christen organisieren sie für die Bevölkerung Mahlzeiten, verteilen Kleidung und Medikamente. Dabei wird das Evangelium in verschiedenen Formen weitergegeben.

Auch der Umgang mit Leid und Tod hat sich verändert. Beerdigungen sind nun Alltag und Seelsorge umso wichtiger. Manche Pastoren besuchen die überfüllten Krankenhäuser, um mit den Verwundeten und Verstümmelten zu beten, ihnen beizustehen und Trost zu spenden. Einige Pastoren haben eine Zusatzausbildung als Militärpfarrer absolviert und leisten an der Front und in Garnisonen seelsorglichen und evangelistischen Dienst unter Soldaten.

Gottesdienste, um Menschen Hoffnung zu geben

Und gerade mitten in dieser dunkelsten Stunde des Landes sehen die Christen ihre besondere Aufgabe, den Menschen Hoffnung zu schenken. Denn diese Hoffnung werde dringend gebraucht. So ist z. B. der Pastor der Freien evangelischen Gemeinde in Kramatorsk nahe dem umkämpften Bachmut vor Ort geblieben und bietet mittlerweile vier Gottesdienste für bis zu 1000 Menschen am Wochenende an: im Saal der Berufsschule, aktuell auch bei Innentemperaturen um den Gefrierpunkt. Die Gottesdienste werden so gestaltet, dass sie fröhlich sind, Christen wie Nicht-Christen können sich aufbauen lassen und auch mal lachen. Inzwischen haben sich schon 96 Menschen auf ihren Glauben hin taufen lassen und weitere sind zu erwarten.

Solidarität in den dunkelsten Stunden der Ukraine

Wichtig war es uns, unseren Geschwistern in der Ukraine die Solidarität der Christen aus Deutschland zum Ausdruck zu bringen. In jeder Begegnung spiegelten die Christen ihre Dankbarkeit und Freude wider. Von einem Pastor bekamen wir den Zuspruch: „Euer Besuch war für unsere Herzen und Seelen wie ein Leopard 2“ (Anspielung auf die deutschen Panzerlieferungen)

WAS KÖNNEN WIR TUN?

  1. Beten Sie für die Gemeinden und Pastoren. Es ist eine Zeit, in der Menschen nach echtem Halt und Hoffnung suchen und für das Evangelium offen sind. Beten Sie für weitere Missionare und Pastoren für die Ostukraine. Beten Sie, dass christliche Unternehmer aus Deutschland in der Ukraine investieren und Arbeitsplätze schaffen.
  2. Spenden Sie, damit wir die evangelistische und humanitäre Arbeit der Gemeinden in der Ukraine weiter unterstützen können. Helfen wir beim Wiederaufbau der Ukraine. Im Glauben auf ein baldiges Kriegsende wollen wir jetzt die Zeit nutzen, um in Deutschland freiwillige Bauhelfer zu mobilisieren! Wir planen, Bauteams zu senden, um Gemeindegebäuden und Häuser akut betroffener Familien wieder aufzubauen. Eintragen unter alz.ms/bauhelferukraine

Albert Giesbrecht ist Bereichsleiter Südosteuropa und Internationale Gemeindearbeit in Deutschland

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2023) erschienen.

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