Der Vater, der bleibt

Der Vater, der bleibt

Missionarin in einem ganz besonderen Land: Es ist multikulturell, altersübergreifend, vielfältig und wird regiert von großen Firmen und ihren Logarithmen. Soziale Medien. Hier ist Rose de Jesus schon länger, seit diesem Jahr mit uns, unterwegs.

„Jenny, ich liebe dich“, sagt die seltsam vertraute Stimme aus dem Telefon. Die Fünfjährige erkennt die Stimme von dem Mann, den die Einsamkeit und Sehnsucht nach seiner Heimat in die Armut auf die Philippinen zurückgezogen hatten. Sie ließen ihn nach einem missglückten Entführungsversuch seine geliebte Tochter zurücklassen. Der Kontakt brach ab.

Jenny Rose de Jesus ist Halbphilippinerin. Ihr Vater und ihre Mutter lernten sich bei einem Missionseinsatz im philippinischen Slum kennen. Ihre Mutter pflegte ihren Vater nach einer Stichwunde und sie verliebten sich ineinander. Die Ärzte sagten, er würde auf lange Sicht an der Verletzung sterben. Roses Mutter nahm ihn mit nach Deutschland. Hier arbeitete sie, während er auf die kleine Rose aufpasste. Er war ihre erste Bezugsperson und sang ihr abends Schlaflieder vor – ihr Klang brachte nach seinem Verlassen die zweijährige Jenny immer zum Weinen. In ihrem Song „Vaterkomplex“ rappt die erwachsene Rose, wie sie sich inzwischen nennt, heute davon.

Die Mutter war nun mit Jenny und einer weiteren Tochter, die bereits in ihrem Bauch heranwuchs, auf sich gestellt. Sie hat die beiden Mädchen mit viel Liebe und Geborgenheit großgezogen, dennoch fehlte es Rose an einer männlichen Autoritätsperson und die suchte sie in Männern, doch keiner konnte die Lücke füllen. Ihre Mutter hatte sie zwar im christlichen Glauben erzogen und Jenny kannte die biblischen Geschichten, aber sie war davon nicht berührt. Es dauerte eine Weile, bis Jesus ihr Herz eroberte.

Rose beschreibt Gott heute so: „Das ist für mich der liebevolle Vater, der Identität ausspricht, der Geborgenheit schenkt, der Grenzen kommuniziert und der bleibt.“ Letzteres ist ihr wichtig: „Nicht geht, sondern bleibt“, betont sie. Sie lässt sich ein Tattoo mit ihrem Nachnamen „de Jesus“ stechen – ein Bekenntnis zu Jesus, aber auch zu ihrer philippinischen Herkunft – und postete ein Bild von ihrer Tätowierung auf Facebook. Darauf meldete sich ein fremder Mann. Er könne Kontakt zu ihrem Vater herstellen – dem seit über zehn Jahren vermissten Papa, der Fremde auf den alten Fotos, der schon-tot-Geglaubte, erlegen an einer alten Stichverletzungen aus der Zeit im Slum weit weg. Rose ist sicher: Jesus lebt! Mit 22 lässt sie sich taufen.

Tatsächlich skypten sie und haben seitdem immer mal wieder Kontakt. Rose war noch nicht auf den Philippinen und hat ihren Vater, seit er gegangen ist, nie persönlich getroffen. Bei Gesprächen ist ihre Schwester immer mit dabei, weil die Wunde, die er hinterlassen hat, noch am heilen ist.

Wenn der Vater seiner heute 28-jährigen Tochter begegnen würde, so hätte er eine junge Frau vor sich, die eine warme Tiefe ausstrahlt – im Persönlichen wie in ihren Videos auf der Onlineplattform TikTok, die sie 2020 beginnt zu posten. Ihr Verlobter Lorenzo di Martino schätzt ihr Einfühlungsvermögen und ihre Authentizität. Auch, dass Rose Gott gefallen will, hilfsbereit und liebevoll ist. Ihre schüchterne Art ist weniger geworden in den letzten Jahren, doch sie bezeichnet sich noch immer eher als introvertiert. Etwas in die Kamera über Jesus zu erzählen, macht ihr aber nichts aus.

Rose und Lorenzo sind beide auf ihre Weise evangelistisch unterwegs, um Jugendliche zu erreichen. Lorenzo macht wie Rose Musik. Sie unterrichtet an der Berliner Hip Hop Akademie. Zudem hat sie einen christlichen Shop und postet inzwischen gemeinsam mit ihrer Freundin Marie Rosalie für Teensmag auf TikTok.

Manche Jugendliche schreiben Rose, dass sie sich nun eine Bibel gekauft haben oder zum ersten Mal in einen Gottesdienst gegangen sind. Einige sind zum Glauben gekommen, nicht immer zur Freude der Eltern. Man merkt in dem, wie sie über ihre Arbeit spricht, dass ihr die Jugendlichen am Herz liegen.

Nun sind mit ihrer Anstellung bei uns noch einmal neue Möglichkeiten geschaffen, um online in Teens zu investieren. Mit allem, was sie tut, will Rose „Gottes Liebe weitergeben“. Die Liebe eines Vaters, der bleibt.

Rose de Jesus

Hobbys: Malen, Texten (Rap-Texte), Kochen, Bodybuilding
Berge oder Meer? Ganz klar Meer!
Das genieße ich: Sonne, Zeit mit meinem Partner, Zeit mit Gott in Zweisamkeit
Job bei der AM: Online-Missionarin
Bibelvers: Jakobus 5,11 – den hat mir Gott persönlich mitgegeben in herausfordernden Zeiten und er zeigt mir, dass Gott wirklich mit uns fühlt
Zuhause ist: Familie, … nicht diese Welt
Jesus ist für mich: die Antwort auf all meine Fragen, mein bester Freund und Ratgeber, das Licht im Dunkeln

Rose de Jesus ist in den Sozialen Medien unterwegs:
TikTok: @rosedejesusofficial
Instagram: @roseedejesus

Das Portrait schrieb Evelyn Clement, Mitarbeiterin im Bereich Communication & Media

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2023) erschienen.