Wie ich mich fühle?

Wie ich mich fühle?

Alltag einer Missionarin zwischen den Kulturen

In Japan aufgewachsen und trotzdem ein „bunter Hund“ – Claudia Freisleben stellt sich der Frage, wie sie sich als Missionarin in dem Land fühlt, das in ihrer Kindheit bereits ihr Zuhause war.

Als Missionarskind – in Japan aufgewachsen und heute dort als Missionarin – fühle ich mich hier zu Hause. Den Alltag in diesem Land zu gestalten hat etwas Vertrautes. Gleichzeitig fühle ich mich aber auch fremd – ich bin nicht Teil des japanischen Volkes und werde daher nie wirklich dazugehören. Inzwischen habe ich gelernt, die Vorteile darin zu sehen und meine Rolle als Ausländerin und Missionarin attraktiv zu gestalten.

So soll euer Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Matthäus 5,16

Dankbar machen mich die Kontakte, die wir haben – dass zwei Familien ihre Kinder zum Online-Kinderbibelkreis schicken, dass wir mit dem Podcast „WifeLife“ Hilfen für den Ehealltag anbieten dürfen und Weiteres.

Oft stresst es mich, den Alltag als sechsköpfige Familie, die Missionsarbeit und vieles mehr zu jonglieren. Ich würde gerne alles gut erledigen, aber die Tage wirken zu kurz …

In Blick auf die Gemeindegründung – unsere „eigentliche“ Missionsarbeit – fühle ich mich manchmal unsicher und unbedeutend. Faktisch gibt es in Yokohama bereits Gemeinden und jeder könnte theoretisch im Internet auf das Evangelium stoßen. Hinzu kommen Zweifel, ob unser Wirken Sinn macht: Möchte ich wirklich der „bunte Hund“ sein, der Japaner zum Glauben einlädt, gleichzeitig jedoch von manchen japanischen Christen als Störfaktor empfunden wird? Möchte ich das Risiko eingehen, dass meine Investition an Zeit und Mühe letztendlich vielleicht kaum Wirkung zeigt? Hinter solchen Gedanken versteckt sich oft verletzter Stolz. Man nimmt sich selbst und seine Vorhaben zu wichtig. Es geht doch schließlich darum, Gottes Ruf zu folgen, als sein Kind zu leben und ihm treu zu bleiben – egal, in welche Situation oder Position man gestellt wurde.

Letztlich gleichen die Gefühle und der Alltag eines Missionars denen jedes Christen, der Gott treu nachzufolgen versucht. Täglich stehen wir vor der Frage: Wie möchte ich diesen Tag leben? Stelle ich ihn unter Gottes Führung? Lege ich alle meine Gefühle und Sorgen bei Gott ab? Folge ich seinem Wort? Mich darauf zu fokussieren, macht mich froh, dass Gott unsere Gefühle ernst nimmt, dass er uns unendlich liebt und sein Reich mit uns baut.

Claudia und Christian Freisleben sind Missionare in Yokohama, Japan

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Februar – April 2024) erschienen.