Den Körper nicht mehr verkaufen müssen

Den Körper nicht mehr verkaufen müssen

In Nairobi ist für viele Frauen – ob aus dem Armenviertel oder mittellose Studentin – die Prostitution die einzige Chance, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Svenja Greisert und Sandra Mattner wollen ihnen ihre Würde aufzeigen und eine Alternative bieten.

Als Jesus uns sein Herz für Frauen in Not, speziell in der Prostitution, zeigte, waren wir tief ergriffen. 2008 gingen Svenja und ich das erste Mal in ein Bordell, um mit den Frauen zu reden und ihnen eine Rose als Anerkennung zu schenken. Wir erkannten, wie falsch unser Bild von Prostituierten war. Vor uns standen sympathische, meist osteuropäische Frauen, die gebrochen und tief verletzt waren, sich sehr über unseren Besuch freuten und unglaublich offen für Jesus waren. Jahre später entwickelte sich daraus unser Dienst „Sisters for Hope“ in unserer Heimatstadt Lüneburg. Als Jesus uns 2018 als Familien in die Mission nach Kenia rief, sahen wir, wie groß die Not von Frauen in Kenia und Gottes Auftrag für uns ist.

In Kenia sprachen wir mit Christen und Pastoren und waren ernüchtert und erschrocken, in wie vielen Kirchen Prostituierte nicht willkommen sind. Oft steht die Angst um die instabilen Ehen in der Gemeinde im Vordergrund. So nachvollziehbar das auch ist: Solch ein Umgang mit Frauen am Rande der Gesellschaft ist definitiv nicht in Jesu Sinn, der in Liebe auf eben solche Frauen zuging.

„Du bist würdig, unabhängig von deinen Umständen.“

Wir beteten und fragten Jesus, ob wir uns einer bestehenden Organisation anschließen oder eine neue gründen sollten. Leider erlebten wir im Umfeld eine geringe Wahrnehmung an dieser Zielgruppe. Aber wir lernten zwei inspirierende Kenianerinnen kennen, die unser Herzensanliegen teilen. Eine berichtete, dass damit, uns zu treffen, ihre Gebete erhört worden seien. Die andere Frau ist Universitäts-Professorin, die christliche Ethik lehrt und am Abend ihre Studentinnen leicht bekleidet an der Straße stehen sieht, um ihr Studium zu finanzieren. Sie sagte: „Da blutet mein Herz. Viele dieser Frauen werden ungewollt schwanger, was dann meist zum Studienabbruch führt.“

So sind wir nun dabei, gemeinsam mit den beiden Kenianerinnen die „Sisters for Hope“ in Kenia zu gründen. Unser erster Fokus ist, Frauen, die sich wertlos und wie Dreck fühlen und häufig noch nie echte Liebe erfahren haben, zu zeigen, dass sie Würde haben. Ihnen zu vermitteln, dass sie wertvoll und geliebt sind von dem Gott, der alles für sie persönlich gegeben hat – seinen Sohn Jesus. Und der mehr für sie vorgesehen hat. Ihnen möchten wir sagen: „Du bist bedingungslos geliebt unabhängig deiner Umstände.“

Aktuell bauen wir erste Beziehungen zu Sexarbeiterinnen auf. Dabei ist uns Jesus darin ein Vorbild, wie er zu den verachteten und ungesehenen Menschen gegangen ist. Er hat ihnen tiefe Liebe geschenkt und sie mit offenen Armen angenommen. Darum möchten wir den Selbstwert und die Resilienz dieser Frauen stärken. Wir suchen die Zusammenarbeit mit einheimischen Kirchen, um auch hier ein positives Bewusstsein zu prägen.

Im zweiten Schritt wollen wir den Frauen aus ihren Abhängigkeiten helfen. Keine Frau verkauft sich freiwillig. In einem Land mit einer Arbeitslosenquote von 60-70 Prozent gibt es – gerade in den Slums – eine sehr hohe Armutsprostitution.

Unter der Missionsstrategie „Business for Transformation“ (deutsch: „Unternehmertum für Veränderung“, B4T) gründen unsere Ehemänner Sven und Stephan mittelständische Unternehmen auf Basis christlicher Werte: korruptionsfrei, marktfähig und herkunftsunabhängig. Unser gemeinsames Ziel ist es, Frauen aus der Armutsprostitution eine alternative Arbeitsmöglichkeit im produzierenden Gewerbe zu bieten.

Svenja Greisert und Sandra Mattner sind Missionarinnen in Narobi, Kenia

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai-Juli 2020) erschienen.