Vor 30 Jahren setzte die Begegnung eines Pastors mit Prostituierten und Transvestiten in São Paulo den Startpunkt für eine Arbeit, durch die viele neuen Selbstwert gefunden haben und finden.
Ende der 1980er Jahre betritt ein Pastor eine Reifenwerkstatt in einem berühmt-berüchtigten Rotlichtviertel der historischen Altstadt von São Paulo. Während der Pastor die Frauen und Transvestiten im Umfeld bei ihrem Tun beobachtet, denkt er: Hier kann nur Jesus den Menschen ihre Würde wiedergeben.
Aus den kleinen Anfängen in der schmutzigen Garage einer Werkstatt erwuchs in den letzten drei Jahrzehnten im Vertrauen auf Gott unsere Arbeit „Missão CENA – Comunidade Esperança Nova Aurora“. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermitteln den Menschen im Viertel einen Blick für die Würde des Menschen. Nach und nach konnten durch Spenden neue Räume der Begegnung entstehen. Die Arbeit kommt von Herzen und das erreicht die Menschen. Wir helfen, Vertrauen in den liebenden Gott und Vater zu fassen.
Eine der eindrucksvollsten Geschichten betrifft Sueli. Sie lebte 20 Jahre lang auf der Straße. In der Innenstadt wurde sie manchmal von unseren Missionaren der „kleinen Kirche“, wie sie sie selbst nannte, angesprochen. Sueli ließ sich auf die Reha-Farm nach Juquitiba – außerhalb von São Paulo – einladen. Anschließend durchlief sie die soziale Wiedereingliederung. Seit Jahren gehört sie nun selbst zu unserem Missionarsteam, betreut Prostituierte aus der Region und zeigt ihnen den Weg zurück in ein würdevolles Leben.
Heute geschieht die Arbeit mit Frauen aus der Prostitution in einer Nähwerkstatt. Hier lernen sie Upcycling: aus Alt mach Neu. Und wie sie ihre Produkte verkaufen. Transvestiten werden persönlich betreut und treffen sich zu Gottesdiensten und Wochenendfreizeiten. Präventiv gibt es für die Kinder aus der Gegend eine Kindertagesstätte und Freizeitgestaltung. Bei der wöchentlichen Obdachlosenbetreuung helfen Gemeinden, ebenso im Winter bei der Nachtherberge. So breitet sich das Wissen aus, dass der Mensch von Gott gewürdigt ist. Beide haben eine Sehnsucht: der Mensch nach Gott, der die Liebe ist, und Gott nach dem Menschen, den ER liebt.
Magdalene Hildebrandt war Missionarin in Brasilien und der brasilianische Missionar Marcos Antônio de Oliveira arbeitet bei CENA
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai-Juli 2020) erschienen.