Früchte der Partnerschaft trotz Terror

Früchte der Partnerschaft trotz Terror

Dass partnerschaftliche Missionsarbeit auch anstrengend ist, hat Dr. Karsten Pascher als Missionar in Mali selbst erlebt. Welche Früchte sie trägt, zeigte sich, als unsere Missionare das Land verlassen mussten.

Zusammen! Das war unser Prinzip, fast von der ersten Stunde unserer missionarischen Arbeit in Mali: nicht allein unser Ding als Allianz-Mission machen, sondern gemeinsam mit malischen Christen arbeiten. Hand in Hand als schwarze und weiße Christen den vielen Menschen in Mali dienen, die Jesus nicht kennen und in oft großer materieller Armut leben. So hatten wir gemeinsame Leitungsteams und trafen unsere Entscheidungen miteinander. Das war keine pragmatische Entscheidung, sondern gehörte zur DNA der Allianz-Mission: integriert arbeiten mit den Christen vor Ort. Das war und ist unsere Überzeugung. So verstehen wir die
Bibel. So wollen wir Gemeinde Jesu leben.

Von Deutschland aus klingt das fast selbstverständlich. Natürlich wollen wir Partnerschaft, aber in der Praxis stellen sich dann schnell Fragen: Ist das nicht viel zu mühsam? So viel Energie fließt in die Zusammenarbeit, die kulturellen Missverständnisse und die anstrengenden Entscheidungsprozesse, dass man manchmal den Eindruck hat, zu kaum mehr etwas Anderem zu kommen.

Und das Thema Geld: Ist es richtig, mit Geld, das von deutschen Christen kommt, Dinge umzusetzen, die unsere malischen Glaubensgeschwister gut finden, die wir aber kritisch sehen? Oder sollen wir nicht doch lieber nutzen, dass wir am längeren (Geld-)Hebel sitzen? Beides hat in der Vergangenheit sowohl bei Deutschen als auch bei Maliern zu Frust geführt. Wir haben jahrelang diskutiert, passende und manchmal auch unpassende Strukturen gebildet. Wir haben miteinander gerungen und uns auch mal frustriert zurückgezogen. Wir haben immer wieder festgestellt, dass wir ganz anders ticken und es immer wieder Missverständnisse gibt, mit denen wir uns gegenseitig das Leben schwer machen.

Mittlerweile war aus der gemeinsamen Missionsarbeit eine stabile malische Kirche entstanden.

Aber wir haben uns auch miteinander gefreut, wenn neue Gemeinden entstanden sind, wenn sich durch unsere gemeinsame Arbeit Menschen mit allen Konsequenzen zur Nachfolge Jesu entschieden haben, wenn AIDS-kranke Menschen durch unsere malisch-deutsche Zusammenarbeit wieder Hoffnung für ihr Leben bekamen. Wir haben Jesus gedankt, wenn wir uns nach Missverständnissen und Streitigkeiten als Kinder des einen Gottes vergeben und versöhnen konnten. Aber hat es sich gelohnt? Wäre es nicht anders einfacher gewesen – jeder macht sein Ding und wir sprechen uns ab, wo es nötig ist? Dann kam der islamistische Terror nach Mali und 2012 verließen alle unsere Missionarinnen und Missionare das Land. Trotz Eingreifens ausländischer Truppen blieb und bleibt die Sicherheitslage prekär. Und da zeigte sich, dass die lange und auch nervenaufreibende Zusammenarbeit Früchte trug: Mittlerweile war aus der gemeinsamen Missionsarbeit
eine stabile malische Kirche entstanden, die auch ohne Hilfe der deutschen Missionarinnen und Missionare ihre Arbeit weiter tun konnte.

Auch unsere Hilfsorganisation hatte schon seit langem eine malische Leitung. Manches wurde umgestellt, deutsche Mitarbeitende durch Malier ersetzt und keine Arbeit musste wegen fehlender Missionare eingestellt werden. Und auch wenn es seit ein paar Jahren wieder möglich ist, Missionare nach Mali zu entsenden, sind immer noch viele Gebiete für „Bleichgesichter“ unzugänglich.

Der lange Weg miteinander hat sich gelohnt: Die Verantwortung liegt in malischen Händen und unsere Aufgabe besteht darin, zu unterstützen und mit unseren Gaben und Möglichkeiten an ihrer Seite zu sein. Das über Jahre gewachsene Vertrauen hilft uns, in der neuen Situation zusammenzuarbeiten. Ja, unsere missionstheologische Überzeugung blieb nicht Theorie, sondern hat sich gerade in den Krisenzeiten der vergangenen Jahre bewährt.

Gerlind und Dr. Karsten Pascher sind Missionare für Mali

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai-Juli 2021) erschienen.