1955 reisen die ersten Missionare der Allianz-Mission (AM) nach Brasilien aus. 66 Jahre später berichten einheimische Leiter, wie sie Entwicklung und Auswirkungen der Arbeit der AM in Brasilien erlebt haben.
Nonato Vieira – Pastor und Leiter des Theologischen Seminars des Brasilianischen Bundes Freier evangelischer Gemeinden (FeG), hat erlebt, dass Missionarinnen und Missionare der AM seit dem Start in Brasilien ihre Berufung aus stark sozial-missionarischer und ganzheitlicher Perspektive gelebt haben. Aus der Erfahrung der verändernden Kraft des Evangeliums entstehen im Lauf der Jahrzehnte Schulen, Waisenhäuser, Verlage und Arbeiten für ältere Menschen. Diese vielseitigen Initiativen führen zur Entstehung der ersten FeGs – zunächst in Südbrasilien und später im Nordosten. Die kulturellen Veränderungen erfordern einen Übergang zu neuen Formen und Ansätzen der Evangelisation. Aus der persönlichen Evangelisation erwächst die Arbeit mit Kleingruppen. Initiativen über Radio und Zeitungen
weichen dem Internet, um größere Gruppen der Gesellschaft zu erreichen – insbesondere mit dem Ziel einer wirksameren Evangelisierung.
„Wir müssen aber eingestehen“, so Nonato, „dass es uns bis heute schwerfällt, manche Gruppen der Gesellschaft zu erreichen, wie z. B. Studenten, Unternehmer und die gehobene Gesellschaft. Ein Grund dafür ist, dass der Fokus unseres evangelistischen Engagements auf Kleinstädten und ärmeren Gesellschaftsgruppen liegt.“
Diego Barbi, Pastor und Mitglied der brasilianischen Partnermission AMEL, weist darauf hin, dass, obwohl Brasilien als ein evangelisiertes Land gilt, das Evangelium nicht wirklich tiefgreifende geistliche und moralische Veränderungen in der Gesellschaft bewirkt.
„Die größte Herausforderung für unsere Gemeinden”, so betont Lucas Gomes, Pastor und Gemeindegründer, „besteht darin, sich neu zu erfinden und wiederzubeleben. Es gilt, die Essenz des Evangeliums zu bewahren, aber die heute gestellten Fragen zu beantworten.“ Durch den gezielten Einsatz seines Hobbies – der brasilianischen Variante des Kampfsports Jiu Jitsu – haben in den letzten Jahren etliche zum Glauben gefunden und sind getauft worden. Seit dies aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr möglich ist, nutzt die Gemeinde die Neugier für Fremdsprachen, um online Englischunterricht anzubieten. Dadurch ist bereits eine Kleingruppe entstanden.
Eines von vielen Beispielen, wie die Gemeinden neue, kreative Wege suchen, um die Gute Botschaft in missionaler und gesellschaftsrelevanter Weise weiterzugeben. Dieses evangelistische Engagement wird von den Mitarbeitern von AMEL durch gezielte und strategische Mitarbeit und Partnerschaft unterstützt und die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von sozialmissionarischen Projekten wie Levante und Marinaha gefördert.
Gottes Wort offenbart ein tiefgründiges Verhältnis zwischen der Verkündigung der guten Botschaft und dem Tun von guten Taten (siehe Jeremia 29,7 und Jakobus 2,14–17). Evangelistisches Engagement führt zu Bekehrung und diese wiederum bewegt zu guten Taten. Das erleben wir in der missionarischen Arbeit in Brasilien immer wieder.
Ditmar Pauck ist Missionar für Brasilien
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai-Juli 2021) erschienen.