Sicherer Ort für Manilas Straßenkinder

Sicherer Ort für Manilas Straßenkinder

Seit Jahren haben sie dafür gebetet. Und obwohl viel dagegen sprach, hat Gott Unterstützung, Finanzen, Räumlichkeiten, Helfer und Mitarbeiter geschenkt, damit Elena Reeh und Wiebke Schmidt-Holzhüter Manilas Straßenkindern wie Randy jetzt tagtäglich einen sicheren Raum bieten können.

Seit Jahren liegen sie uns auf dem Herzen – diese Kinder, die uns täglich begegnen und die an jeder Straßenecke betteln, die in zerlumpten Klamotten und in körperlich oft desolatem Zustand herumlaufen. Die nachts auf den Straßen Manilas und in Abwasserkanälen schlafen, die in ihren jungen Jahren schon jede Menge Verantwortung tragen, weil sie auch schon ihre kleinen Geschwister mit versorgen müssen. Und die schon genug schlimme Erfahrungen für ein ganzes Leben gemacht haben.

Wie gut, dass wir nicht die Einzigen sind, denen diese Kids auf dem Herzen liegen, und dass wir fähige Partner haben, mit denen wir – auch im Sinne der Nachhaltigkeit – gemeinsam ein Projekt starten konnten. So zeigt sich, dass vor allem Gott diese Kinder auf dem Herzen liegen. Er hat es geschenkt, dass im Vorstand unserer philippinischen Partnerorganisation Pro-Fil plötzlich große Einigkeit herrschte, uns diesen Kindern zuzuwenden. Ein Wunder, nachdem über Jahre kein Mut da war, ein so herausforderndes Projekt anzugehen. Aber es entstand die Idee, einen sicheren und von Gottes Liebe geprägten Ort zu schaffen, an dem Straßenkinder basis-medizinische Versorgung, sanitäre Einrichtungen, Raum zum Spielen und Lernen, etwas zu Essen, einen sicheren Ort, an dem sie tagsüber schlafen und Ansprechpartner für ihre Nöte finden können. All das, was diesen Kindern nicht zugänglich ist.

Und Gott bestätigte diesen Glaubens-Mut: Überraschend schenkte er an einem zentralen und unserer Meinung nach idealen Ort Räumlichkeiten – eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Aus anfangs 50 Quadratmetern wurden 100, dann 125, und das alles zu einem vergünstigten Mietpreis. Gott kann.

Kleiner Haken: Wir mussten sofort anfangen, die sich im Rohbau befindlichen Räume auszubauen. Wie sollte das gehen? Wir schienen weder Zeit noch Personal noch die Ressourcen zu haben. Aber dann war da wieder Gott: Gemeinsam mit unserem Kurzzeitler Iyobed konnte Missionar Christian Bauer erste Arbeiten beginnen, philippinische Arbeiter erledigten weitere notwendige Grobarbeiten. Und dann fand sich überraschend ein Team aus sieben flexiblen und handwerklich begabten Leuten mit großem Herz, die sich aus Deutschland auf den Weg machten und bei tropischer Hitze an der Baustelle Großartiges leisteten. Das war eine riesige Ermutigung. Und so wurde weiter gebaut und aus einem unansehnlichen Ort nach und nach einladende Räumlichkeiten. Gott kann.

Was sich im Rückblick so glatt liest, war unterwegs von vielen Zweifeln durchzogen. Würden wir den Ausbau schaffen, sind Ressourcen und Finanzen weise investiert? Würden wir geeignete lokale Mitarbeiter für diese herausfordernde Arbeit finden? Würden die Straßenkinder diesen Ort annehmen und tatsächlich kommen?

Lange haben wir um Mitarbeiter gebetet – lange Zeit tat sich nichts. Aber als es wirklich drauf ankam, waren sie da: Vier Leute mit unterschiedlichen Gaben, und alle mit der richtigen Herzenseinstellung. Sogar ein für die Arbeit so wichtiger männlicher Mitarbeiter war dabei. Gott kann.

Dann kam der Eröffnungstag – und unsere Sorgen, ob die Kids kommen würden, erwiesen sich als unsinnig. Da standen sie: in ihren zerlumpten Kleidern, nicht gerade wohlriechend, aber voller Neugier und mit jeder Menge Chaos im Gepäck. Da ist z.B. Randy. Er ist 10 Jahre alt und brachte gleich seine zweijährige Schwester und dreijährige Nichte mit. Sein Vater ist im Gefängnis, seine Mutter schwer krank. Seine 15-jährige Schwester hat schon zwei Kinder, um die er sich nun auch noch kümmern soll. Randy kann nicht lesen oder rechnen, weiß aber, wie man bettelt und klaut. Und er weiß, was es bedeutet, Verantwortung für andere zu tragen. Da sind Diana und Pong samt ihren fünf Geschwistern, von denen drei taub sind. Sie werden zuhause nicht mehr aufgenommen und schlagen sich nun auch allein durchs Leben. Sie sitzen schon immer Stunden bevor das Zentrum aufmacht vor der Tür und warten. Nach einer Dusche und etwas zu Essen nutzen sie gerne die Gelegenheit, für ein paar Stunden in Sicherheit zu schlafen.

Nicht umsonst haben wir das Projekt „Pag-asa – Hoffnung“ genannt. Diese wollen wir den Kindern mit Gottes Hilfe vermitteln, indem wir ihnen mit Gottes Liebe begegnen und ihnen helfen, Perspektive für ihr Leben zu finden. Aber auch uns hat Gott durch sein Eingreifen viel Hoffnung gemacht. Er kann und er wird sich um diese Kinder, um dieses Projekt und um uns kümmern.

Elena Reeh und Wiebke Schmidt-Holzhüter sind Missionare in Manila, Philipppinen

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Februar-April 2020) erschienen.